Speicherpreise explodieren weltweit: Das sind die Gründe
Die Preise für RAM-Speicher steigen seit Monaten rasant. Händler melden Engpässe, Analysten warnen vor einer anhaltenden Krise. Die Gründe dafür liegen in einer ungewöhnlichen Kombination aus technologischer Nachfrage, strategischen Entscheidungen der Hersteller und massiven Vorbestellungen großer KI-Unternehmen. Inzwischen steht vor allem OpenAI im Verdacht, den Markt mit Großabnahmen zusätzlich zu verknappen – belastbare Belege dafür gibt es jedoch nicht.
Der weltweite Ausbau von Rechenzentren für generative KI sorgt für eine historisch hohe Nachfrage nach DRAM. Modelle wie GPT benötigen enorme Mengen an High Bandwidth Memory (HBM) und Server-DRAM. Hersteller wie Samsung, SK hynix und Micron reagieren darauf, indem sie Produktionskapazitäten zugunsten lukrativer HBM-Linien umschichten. Klassischer DDR5-Speicher für PCs und Notebooks fällt dadurch zurück. Branchenanalysten berichten, dass die DRAM-Preise im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Doppelte gestiegen sind. TrendForce erwartet für das laufende Quartal weitere Aufschläge, da die Nachfrage deutlich über dem Angebot liegt.
Begrenzte Kapazitäten und lange Ausbauzyklen
Der Engpass wird zusätzlich durch strukturelle Faktoren verstärkt. Neue Halbleiterfabriken benötigen Jahre, bis sie in Produktion gehen. Gleichzeitig sind bestehende Anlagen weitgehend ausgelastet. Micron und andere Hersteller haben angekündigt, den Fokus stärker auf Enterprise-Speicher zu legen und weniger Ressourcen in den Consumer-Markt zu investieren. Das führt zu steigenden Preisen im Einzelhandel und zu Verzögerungen für PC-Hersteller, die teils nur noch kleine Kontingente erhalten.
Kauft OpenAI den Speichermarkt leer?
Besondere Aufmerksamkeit erhält derzeit OpenAI. Das Unternehmen hat im Rahmen seiner Infrastrukturpläne langfristige Liefervereinbarungen mit Samsung und SK hynix geschlossen. Samsung spricht davon, dass OpenAI perspektivisch bis zu 900.000 DRAM-Wafer pro Monat benötigen könnte. In Analysen entspricht das einem erheblichen Anteil der weltweiten Kapazität, der die zukünftige Verfügbarkeit beeinflussen kann. Medienberichte und Insiderquellen vermuten, dass OpenAI nicht nur für den Eigenbedarf einkauft, sondern durch große Abnahmevolumina Konkurrenten indirekt unter Druck setzt. Teilweise wird gar behauptet, Mitarbeiter würden zusätzlich Speicher im Einzelhandel aufkaufen. Für diese Vorwürfe gibt es jedoch bislang keine unabhängigen Nachweise. Weder Hersteller noch Behörden haben entsprechende Praktiken bestätigt.
Marktmechanismen verstärken die Knappheit
Neben dem KI-Boom und einzelnen Großkunden führen spekulative Bestellungen zu weiteren Verzerrungen. Viele Cloud-Anbieter sichern sich Kapazitäten durch Mehrfachbestellungen, um bei möglichen Engpässen bevorzugt beliefert zu werden. Händler berichten von täglichen Preissprüngen, während kleinere Marktteilnehmer kaum langfristige Verträge bekommen und auf teure Spotmärkte ausweichen müssen. Auch die bewussten Preisanhebungen der Hersteller tragen zur Dynamik bei: Sie nutzen die hohe Nachfrage, um Margen zu steigern und den Fokus auf High-End-Produkte zu verschieben.
Preissteigerungen könnte auch IoT-Branche treffen
Der anhaltende Speichermangel dürfte mittelfristig auch die IoT-Branche treffen: Zwar nutzen viele Sensoren und Embedded-Geräte eher günstigen, einfachen DRAM oder Flash, doch sie konkurrieren indirekt um Fertigungskapazitäten mit höherwertigen Speicherprodukten. Wenn Hersteller ihre Produktion zugunsten profitabler HBM- und Server-DRAM-Linien umstellen, verteuern sich auch Standardbausteine oder werden schwerer verfügbar. Das kann dazu führen, dass IoT-Gerätehersteller ihre Stückzahlen reduzieren müssen, Produktstarts verschoben werden und bei knappen Budgets eher auf ältere Speichertechnologien oder abgespeckte Hardware-Designs ausgewichen wird – mit Folgen für Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Updatefähigkeit vernetzter Geräte.
Fazit
Die globale Speicherkrise ist das Ergebnis sich überlappender Entwicklungen. Der KI-Boom wirkt als Beschleuniger, während die Produktionskapazitäten nicht Schritt halten. OpenAI spielt als Großkunde eine bedeutende Rolle, doch der Vorwurf eines gezielten „Leerkaufens“ bleibt unbewiesen. Klar ist jedoch: Solange die Nachfrage nach KI-Rechenleistung weiter steigt und neue Fabriken nicht schnell genug nachkommen, werden Speicherpreise hoch bleiben – mit spürbaren Folgen für Industrie, Verbraucher und die digitale Infrastruktur weltweit.
Zusammenfassung (tl;dr)
- Die RAM-Preise steigen weltweit stark, getrieben durch die hohe Nachfrage der KI-Industrie.
- Hersteller verlagern Kapazitäten zugunsten profitabler HBM- und Server-Speicherlinien.
- OpenAI gilt als Großkunde mit erheblichem Einfluss, doch ein gezieltes „Leerkaufen“ ist nicht belegt.
- Spekulative Bestellungen und Preiserhöhungen verschärfen die Marktknappheit zusätzlich.
- Auch die IoT-Branche droht unter steigenden Kosten und verzögerter Verfügbarkeit einfacher Speicherchips zu leiden.














