Lyft und Baidu planen Robotaxi-Start in Europa ab 2026

Der US-amerikanische Fahrdienstvermittler Lyft und der chinesische Technologiekonzern Baidu wollen im kommenden Jahr mit vollständig autonomen Fahrzeugen auf den europäischen Markt drängen. Wie beide Unternehmen mitteilen, ist der Start von Robotaxi-Diensten in Deutschland und dem Vereinigten Königreich für das Jahr 2026 vorgesehen – vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen.
Die Kooperation sieht eine klare Aufgabenteilung vor: Baidu stellt die autonome Fahrzeugtechnologie bereit, während Lyft über seine App-Infrastruktur sowie die kürzlich übernommene Mobilitätsplattform FREE NOW die operative Umsetzung übernimmt. FREE NOW ist derzeit in neun europäischen Ländern aktiv, darunter Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
Baidu bringt mit dem System Apollo Go umfassende Erfahrung im autonomen Fahren ein. Nach Unternehmensangaben wurden in China bereits über elf Millionen kostenpflichtige Fahrten mit selbstfahrenden Fahrzeugen durchgeführt. Die Robotaxis der neuesten Generation – Modell RT6 – sollen mit Herstellungskosten unter 30.000 US-Dollar pro Fahrzeug besonders wirtschaftlich sein.
Kommerzieller Einsatz ab 2026 geplant
Lyft und Baidu planen den kommerziellen Betrieb zunächst in mehreren Städten Großbritanniens und Deutschlands. Ziel sei es, innerhalb weniger Jahre eine vierstellige Anzahl an autonomen Fahrzeugen in europäischen Städten einzusetzen. Der genaue Rollout-Zeitpunkt hängt jedoch von regulatorischen Freigaben in den jeweiligen Ländern ab.
In Großbritannien rechnet man mit dem Start ab Frühjahr 2026. In Deutschland ist die gesetzliche Lage differenzierter. Zwar erlaubt das Straßenverkehrsgesetz unter bestimmten Bedingungen den Einsatz hochautomatisierter Fahrzeuge, dennoch müssen lokale Genehmigungen durch Behörden erfolgen. Ob der Betrieb ohne Sicherheitsfahrer möglich wird, ist derzeit noch offen.
Konkurrenzdruck nimmt zu
Lyft und Baidu reagieren mit ihrer Expansion auf einen wachsenden Markt. Der Fahrdienstanbieter Uber hat für 2026 ähnliche Pläne angekündigt und arbeitet u. a. mit autonomen Fahrzeugherstellern wie Waymo und Motional zusammen. Auch Unternehmen wie Wayve, Tesla oder Cruise verfolgen Robotaxi-Strategien für den europäischen Markt.
Chancen und Herausforderungen
Autonome Fahrzeuge versprechen langfristig niedrigere Kosten, da sie ohne menschliche Fahrer auskommen. Anbieter wie Baidu betonen außerdem eine potenziell höhere Verkehrssicherheit durch den Einsatz intelligenter Sensorik und KI-gestützter Fahrentscheidungen. Studien und Pilotprojekte zeigen ein geringeres Unfallrisiko im Vergleich zu menschlichen Fahrern.
Dennoch bestehen technologische und gesellschaftliche Hürden. Komplexe Verkehrssituationen, Witterungseinflüsse und unvorhersehbares Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer bleiben Herausforderungen für autonome Systeme. Auch die Akzeptanz in der Bevölkerung ist noch nicht abschließend gesichert. Befürchtungen bezüglich Datenschutz, Fehleranfälligkeit und ethischer Fragen bleiben präsent.
Ausblick
Der geplante Markteintritt von Lyft und Baidu markiert einen wichtigen Schritt im globalen Wettbewerb um autonome Mobilität. Für Städte, Regulierungsbehörden und Nutzer stellt sich die Frage, wie Robotaxis in bestehende Verkehrs- und Infrastruktursysteme integriert werden können – und ob sie den Versprechen von Effizienz, Sicherheit und Verfügbarkeit gerecht werden.
Ob 2026 tatsächlich der Durchbruch gelingt, hängt maßgeblich von rechtlichen Rahmenbedingungen und gesellschaftlicher Akzeptanz ab. Die Diskussion um die Zukunft des urbanen Verkehrs dürfte mit dieser Entwicklung an Dynamik gewinnen.