Digitalisierung am Strand: Wie Strandbutler die Strandkorbvermietung per App ermöglicht

Wer an deutschen Stränden Urlaub macht, kennt das Spiel: Strandkorb reservieren, Schlüssel beim Vermieter abholen, bar bezahlen – oder am besten ganz früh morgens schon vor Ort sein, um einen Platz mit Meerblick zu ergattern. Dass dieser Ablauf nicht mehr zeitgemäß ist, dachten sich auch drei Hamburger Gründer – und entwickelten den „Strandbutler“.
Ob auf Sylt, in Cuxhaven oder auf Usedom: Wer im Sommer einen Strandkorb sucht, steht oft vor organisatorischen Hürden. Mit Strandbutler bietet ein Hamburger Startup seit 2021 eine digitale Lösung, die das Buchen und Öffnen von Strandkörben per App ermöglicht – basierend auf Internet of Things (IoT)-Technologie und nuSIM-Chips der Deutschen Telekom. Der Anbieter ist heute an über 70 Stränden im Einsatz.
Hinter dem System: Das Team der Strand & Mehr GmbH
Die Strand & Mehr GmbH wurde 2021 in Hamburg gegründet. Das Gründerteam besteht aus Christian Henk (CEO), Bernhard Sourdeau (COO) und Jens Hinrichs (CTO). Alle drei bringen Erfahrung aus Digitalwirtschaft und E-Commerce mit. Gemeinsam entwickelten sie ein System, mit dem Strandkörbe online gebucht, vor Ort digital geöffnet und zentral verwaltet werden können. Das Ziel: mehr Komfort für Urlauber, weniger Aufwand für Vermieter.
Unter dem Markennamen Strandbutler hat das Team die Plattform seither kontinuierlich ausgebaut – unter anderem durch die Übernahme des Mitbewerbers BeachBuddy im Jahr 2022.
Über 70 Strände – von der Nordseeküste bis nach Usedom
Bereits zur Saison 2022 war Strandbutler an über 50 Stränden verfügbar, darunter in Kampen (Sylt), Nieblum (Föhr), Cuxhaven und auf Juist. Mit der Übernahme von BeachBuddy erweiterte sich das Netz auf über 70 Standorte.
Ein aktuelles Beispiel: Auf der Helgoländer Düne wurde das System 2024 noch mit einem anderen Anbieter getestet und zur Saison 2025 offiziell mit dem Strandbutler eingeführt. Auch für Gäste ohne Smartphone steht dort eine Chip-Alternative zur Verfügung.
Technik: IoT, nuSIM und Smartlocks
Die technische Umsetzung basiert auf smarten Schlössern, die über nuSIM-Technologie der Deutschen Telekom mit dem Mobilfunknetz verbunden sind. Diese embedded SIMs benötigen keine physische Karte, sind besonders platzsparend und ermöglichen GPS-Ortung, Fernwartung und Energieeffizienz.
Urlauber buchen ihren Strandkorb per App, erhalten digitale Zugangsdaten und öffnen den Korb mit einem Klick. Die Anwendung prüft automatisch Zeitfenster und Standort. Für die Vermieter ergeben sich Vorteile wie automatisierte Abrechnung, Echtzeit-Überblick über die Belegung und geringe Personalkosten. Auch Wartungsaufwand und Diebstahlschutz lassen sich digital steuern.
Finanzierung und Wachstum
Zur Weiterentwicklung konnte die Strand & Mehr GmbH im Frühjahr 2023 eine Seed-Finanzierung in Höhe von 1,2 Millionen Euro abschließen. Die Mittel dienen der technologischen Weiterentwicklung, Expansion und Vernetzung neuer Gemeinden entlang der Küsten.
Weitere Anbieter im „digitalen Strandurlaub-Business“
Auch in anderen Regionen entstehen vergleichbare Konzepte, die sich allerdings technisch unterscheiden:
- BeachNow: App-basierte Buchung und Öffnung per Bluetooth oder Chip. Eingesetzt in u. a. Büsum, Hohwacht, Föhr, Juist.
- Strandboss: PIN-Schlösser für Vermieter, keine Mobilfunktechnik. Verwaltung über eigene Plattform.
- Strandskipper.com: Buchungsplattform mit Standortauswahl.
- Strandscanner.de: Aggregator mit Übersicht über buchbare Standorte, keine eigene Schlosslösung.
Strandbutler hebt sich durch die tiefe Integration von IoT-Komponenten und Mobilfunk-Technologie ab. Die Lösung wirkt dadurch weniger wie ein reines Verwaltungstool und stärker wie eine vernetzte Infrastrukturplattform.
Der Einsatz des Internet of Things im Tourismus zeigt am Beispiel Strandbutler, wie klassische Prozesse durch digitale Technik ersetzt werden können. Mit Smartlocks, App-Steuerung und nuSIM-Kommunikation ist der Strandkorb heute nicht nur bequem, sondern auch Teil einer vernetzten Infrastruktur. Während Mitbewerber teils auf PIN-Systeme oder Bluetooth setzen, bietet Strandbutler ein skalierbares, mobilfunkbasiertes Modell – mit wachsender Reichweite.
Für Städte, Gemeinden und Tourismusbetriebe stellt sich zunehmend die Frage, wie klassische Vermietsysteme digitalisiert werden können – und welche Technologien dafür geeignet sind. Die Entwicklungen entlang der Nord- und Ostseeküste liefern derzeit ein praxisnahes Beispiel.