GITEX Global 2025: Dubai zeigt die nächste Stufe von KI und IoT

In Dubai hat die 45. Ausgabe der GITEX Global begonnen – eine der weltweit größten Technologiemessen. Vom 13. bis 17. Oktober präsentieren mehr als 6.800 Aussteller und rund 2.000 Start-ups aus über 180 Ländern im Dubai World Trade Centre ihre Lösungen rund um Künstliche Intelligenz (KI), Internet der Dinge (IoT) und digitale Infrastrukturen. Parallel läuft im Dubai Harbour die Innovationsplattform „Expand North Star“, die sich auf Start-ups und Risikokapital konzentriert.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Messe steht der Trend zu sogenannten „Sovereign AI“-Strategien: Staaten und Unternehmen wollen KI-Modelle, Daten und Infrastruktur unter eigener Kontrolle betreiben. Diese Entwicklung wird besonders in der Golfregion forciert, wo Regierungen Datensouveränität und digitale Unabhängigkeit als strategische Ziele definieren. Große Anbieter wie Huawei, IBM, G42 und Microsoft zeigen Plattformen, mit denen sich nationale KI-Systeme aufbauen und lokal betreiben lassen. Auch Themen wie Cloud-Rechenzentren, Chips und KI-Governance dominieren die Fachforen.
Unter den prominenten Rednern ist Sam Altman, CEO von OpenAI, der virtuell zugeschaltet ist. Von europäischer Seite treten Ekaterina Zaharieva, EU-Kommissarin für Start-ups, Forschung und Innovation, sowie Liisa-Ly Pakosta, Justiz- und Digitalministerin Estlands, auf. Deutschland ist durch Dr. Peter Koerte, CTO und Vorstandsmitglied bei Siemens, und Dr. Jörg Goschin, CEO von KfW Capital, vertreten. Diese Mischung aus globalen Tech-Größen, europäischen Entscheidungsträgern und deutschen Industrievertretern unterstreicht die internationale Ausrichtung der Messe.
Inhalt
Vernetzte Systeme und Sicherheit im IoT
IoT-Anwendungen gehören zu den Kernbereichen der GITEX. Im Fokus stehen Lösungen für industrielle und urbane Vernetzung sowie deren Absicherung. Das US-Unternehmen Phosphorus Cybersecurity stellt eine Plattform vor, die IoT-, OT- und medizinische Geräte automatisch erkennt und verwaltet. Anbieter wie SentinelOne und Sophos demonstrieren KI-basierte Systeme zur Abwehr von Cyberangriffen in Echtzeit.
Auch die Stadtverwaltung Dubais nutzt die Messe, um konkrete Smart-City-Projekte zu präsentieren. Mit der „Dubai Live Platform“ werden Bau- und Umweltdaten in Echtzeit verknüpft, während das „DANA Smart City Management System“ mithilfe von Geoinformationssystemen (GIS) und maschinellem Lernen städtische Strukturen analysiert. Digital Dubai präsentiert darüber hinaus neue „Agentic AI“-Dienste wie „Talk to your Data“ und „GeoStat Agent“, die Dateninteraktion und Verwaltungsprozesse automatisieren sollen.
Mobilität und öffentliche Ordnung & Überwachung
Ein weiteres zentrales Thema ist intelligente Mobilität. Die Roads and Transport Authority (RTA) zeigt erstmals eine Vorschau auf eine KI-gesteuerte „Trackless Tram“ – ein schienenloses, elektrisch betriebenes Nahverkehrssystem. Gleichzeitig stellt die Polizei der Emirate autonome Patrouillenfahrzeuge vor, die mithilfe von KI Verkehrs- und Visaverstöße in Echtzeit erkennen können. Diese Anwendungen verdeutlichen den praktischen Einsatz von KI im öffentlichen Raum, den die Vereinigten Arabischen Emirate systematisch vorantreiben.
Starke Präsenz chinesischer Aussteller
Ein deutlich sichtbarer Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf chinesischer Technologie. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua nehmen rund 300 chinesische Unternehmen teil, darunter China Mobile, China Electronics Corporation, ZTE, H3C, iFlytek und das Flugauto-Unternehmen Xpeng AEROHT. Gezeigt werden Lösungen in den Bereichen Robotik, intelligente Fertigung und städtische Mobilität. Die starke chinesische Präsenz spiegelt den Anspruch wider, eine führende Rolle in der globalen KI- und IoT-Wertschöpfung zu übernehmen.
Europäische und deutsche Beteiligung
Auch europäische Unternehmen sind auf der Messe vertreten – wenn auch weniger dominant als die asiatischen und US-amerikanischen Teilnehmer. Der Veranstalter listet unter anderem Siemens und SAP als globale Aussteller. Zudem ist ein offizieller „German Pavilion“ mit über 20 Unternehmen aus den Bereichen IoT, Sensorik, Sicherheit und Industrieautomatisierung vertreten. Die Präsenz deutscher Firmen unterstreicht das Interesse an Märkten im Nahen Osten, bleibt aber im Vergleich zu den Auftritten großer chinesischer und amerikanischer Anbieter überschaubar.
Warum Dubai als Standort?
Dubais Rolle als Austragungsort ist kein Zufall. Die Emirate positionieren sich seit Jahren als internationales Zentrum für KI, Cloud-Computing und digitale Transformation. Mit massiven staatlichen Investitionen, steuerlichen Vorteilen und einer klaren Technologieagenda zieht das Land sowohl Konzerne als auch Start-ups an. Die GITEX fungiert dabei als Schaufenster und Marktplatz für neue Allianzen zwischen Regierungen, Unternehmen und Investoren. Gleichzeitig nutzt Dubai die Messe, um eigene Smart-City- und KI-Projekte sichtbar zu machen – und sich als globales Testfeld für digitale Zukunftstechnologien zu etablieren.
Die GITEX Global 2025 zeigt, dass KI und IoT zunehmend als zusammenhängende Infrastruktur begriffen werden. Anwendungen, die vor wenigen Jahren noch experimentell waren, werden heute in Verwaltung, Industrie und öffentlicher Sicherheit umgesetzt. Für Deutschland und Europa bleibt die Messe ein wichtiger Indikator dafür, wo die Schwerpunkte der weltweiten Technologieentwicklung liegen – und welche Bedeutung digitale Souveränität künftig tatsächlich haben könnte.
Zusammenfassung (tl;dr)
- GITEX Global 2025 mit über 6.800 Ausstellern aus 180 Ländern
- Schwerpunkt auf KI, IoT und Datensouveränität („Sovereign AI“)
- Speaker (u.a.): Sam Altman, Ekaterina Zaharieva, Liisa-Ly Pakosta, Peter Koerte, Jörg Goschin
- Starke Präsenz chinesischer Tech-Konzerne, u. a. ZTE, iFlytek, Xpeng AEROHT
- Deutscher Gemeinschaftsstand und Auftritte von Siemens und SAP
- Dubai festigt Rolle als globales Zentrum für KI und digitale Infrastruktur