AWS-Ausfall: Wenn dich die smarte Matratze grillt
Ich hatte mir vorgenommen, nicht schon wieder einen Artikel aus der Rubrik „Internet of Trash“ und wie aufgeschmissen wir alle sind, wenn die Cloud ausfällt, zu verfassen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne: Am 20. Oktober 2025 führte uns ein großflächiger Ausfall der AWS-Cloud vor Augen, wie anfällig das Internet für eine einzelne Störung mittlerweile geworden ist. Dabei war gerade die Resilienz vor Einzelausfällen einst die Grundidee eines unkaputtbaren Kommunikationsnetzes.
Die Idee des Internets entstammt den politischen Gegebenheiten des Kalten Krieges Ende der 1960er-Jahre. Man sann nach einem unzerstörbaren Kommunikationsnetzwerk, das auch einen Atomschlag überstehen würde – mit dezentralen Netzknoten, die Nachrichten auch dann transportieren könnten, wenn einzelne Standorte ausgeschaltet würden.
Das dezentrale Netz funktionierte über viele Jahre ausgesprochen gut. Doch mit der Einführung moderner Cloud-Services und der Zentralisierung der Dienste auf einige wenige Anbieter gerät das Internet in große Gefahr.
Wer heute eine von der Cloud abhängige Anwendung anbietet – sei es Streaming-Plattform, Online-Banking, Office- und Kommunikation, Gaming oder Bild- und Videobearbeitung – setzt meist auf nur drei globale Anbieter: Amazon (AWS), Microsoft (Azure) und Google (GCP). Damit kontrollieren diese drei Anbieter fast zwei Drittel der globalen Cloud-Infrastruktur (AWS 30 %, Azure 20 %, Google 13 %), während sich die restlichen rund 37 % auf Anbieter wie Alibaba Cloud, Oracle, IBM, Tencent und kleinere Spezialisten verteilen. Fällt ein Anbieter aus, hat das sofort globale Auswirkungen auf teilweise kritische Infrastrukturen.
Auch viele Staaten und öffentliche Institutionen nutzen den bequemen Weg cloudbasierter Office-Anwendungen und wären bei einem Ausfall (ob nun durch eine Panne oder beabsichtigtes Abschalten) direkt betroffen. Diese Abhängigkeit kann nicht im Eigeninteresse der Anwender sein. Und dennoch: Bislang verlässt man sich blind darauf, dass alles immer funktioniert – eine fatale Einstellung, wie der 20. Oktober 2025 gezeigt hat.
AWS-Ausfall: Wenn dich die smarte Matratze grillt
Am 20. Oktober 2025 kam es gegen 7 Uhr GMT in der AWS-Region US-East-1 (Nord-Virginia) zu einem plötzlichen Ausfall mehrerer zentraler Dienste. Ursache war ein Fehler in der DNS-Auflösung, der vor allem den Datenbankdienst Amazon DynamoDB betraf und dadurch zahlreiche abhängige Anwendungen lahmlegte. In der Folge verzeichneten weltweit genutzte Plattformen wie die Messenger-App Signal, der Amazon-Smart-Home-Dienst Ring, Social-Plattformen wie Snapchat, Games wie Fortnite, Lernplattformen wie Duolingo oder die Bild- und Videosoftware Canva teils stundenlange Störungen. Auch die Trading-Plattform Robinhood oder die Lloyds Banking Group (Bank of Scotland, Halifax) waren beeinträchtigt.
Eine besonders kuriose Auswirkung des AWS-Ausfalls bekamen die Kunden des New Yorker Matratzenanbieters „Eight Sleep“ zu spüren. Die „smarte“ Matratze „Pod“ mit Heizfunktion funktioniert ausschließlich mit einer Internetverbindung. Infolge des Ausfalls ließen sich die Schlafmatten nicht mehr kontrollieren, überhitzten und verbogen sich auf den Betten.
Douglas Adams hatte recht: Wir sind bekloppt
Ein hochpreisiges Schlafprodukt ab rund 2900 Euro Grundpreis und einer monatlichen Abogebühr ab 17 Euro in Deutschland grillt seine Kunden, weil irgendwo in den USA ein Server falsch konfiguriert wurde. Wir sind endgültig in der Welt des „Anhalters durch die Galaxis“ angekommen. Douglas Adams hätte den Produktirrsinn in seiner legendären Science-Fiction-Reihe nicht besser beschreiben können.












